noch zu dritt in der Küche und bereiteten das Abendessen vor. Eigentlich wollte der Iraker grillen, ich weiß nicht, ob er das bei dem Regen nun sein lässt. Aus dem Wohnzimmer drang leise Musik und ein schmaler Streifen Licht. Ich habe mir noch schnell von der Spanierin die Geschichte erzählen lassen, wie sie gestern Abend zufällig mit dem Hausmann im selben Bus gefahren ist – sie zur Nachtschicht, er unterwegs zum HBF – und wie er da seinen Rucksack hatte liegen lassen, den sie ihm dann Gott sei Dank sichern und ein Stück entgegen tragen konnte. Nun päppeln sie ihn am Bodensee mit edlem Champagner.

Champagner habe ich nicht, aber einen gut gekühlten Cremant, mit dem ich hoch in meine Dachkammer gestiegen bin. Er steht draußen auf der Fensterbank, ich hoffe, dass er nicht abstürzt. Bei meinen Mitbewohnern habe ich mich schon gestern abgemeldet. Ja, ich möchte diesen Tag, den Abend allein verbringen. Möchte herum dödeln, spazieren gehen – beim Inder zu essen war eine spontane und wunderbare Eingebung – im Büro noch ein bisschen Buchhaltung machen. Das fühlte sich gut und richtig an. Und jetzt könnte ich weiter in den Tagebüchern dieses Jahres lesen, oder noch einmal das Interview mit Gerd Antes im Cicero, seine Beiträge auf Twitter – ich habe mich extra dort angemeldet, um verfolgen zu können, was ein Gründer des Netzwerkes „Evidenzbasierte Medizin“ und ehemaliges Mitglied der Stiko so zu sagen hat – allerdings könnte ich auch die restlichen Folgen der Thriller-Serie ansehen, die ich gestern entdeckt habe. Alles ist möglich.

Morgen früh aber, wenn das neue Jahr endlich da ist, werde ich auf alle Fälle noch einmal die Rauhnacht-Meditation machen, in der ich ein Samenkorn bin, das seine Wurzeln tief ins Erdreich bohrt, während es sich gleichzeitig nach oben streckt – auch durch die Erde – und seine Blätter in Sonne und Wind badet. Das war eine ungewöhnliche Erfahrung, die ich wiederholen möchte. Darauf trinke ich ein Glas! Und höre noch einmal den Song von Roberto Carlos, den ich dem Herrn W. geschickt habe. Weil der das Portugiesische so mag. Come é Grande o Meu…

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