sieht es immer wieder nach Regen aus. Ab und zu tröpfelt es. Auf der Wiese ein Storch. Oder „der“ Storch. Nachdem die ersten Blätter der Feige Frost abbekommen haben, sind die zweiten doch noch ordentlich groß geworden. Der Knödel wirkt klein inmitten des üppigen Grüns. Auf den Wiesen wird Heu gemacht. Gegen 2 fahre ich mit meinem ach so geliebten Rad – wie das zischt mit dem neuen Motor, dem neuen Akku – zur Kirche ins Offene Atelier. Zwei Monate lang kann ich dort jetzt wieder mit anderen zusammen kreativ sein. Kann alte Bekannte treffen und Neues lernen.

Heute will ich aber erst einmal versuchen, verschiedene Gedichte hintereinander wie einen Fließtext zu schreiben. Ohne Punkt und Komma, alles klein. Mit einem Pinselstift. Da ich eher ungeduldig bin, könnte das schwierig werden. Nach zwei Stunden ist aber doch ein Blatt fertig, ich habe Hunger und fahre heim.

Nach dem Essen setze ich mich mit dem dicken Buch – immer noch die Briefe von Christa Wolf – unter die Kastanie. Ich liebe den Lichtwechsel, die Geräusche. Noch bin ich ganz alleine hier. Alle sind ausgeflogen. Ein seltener Moment.

Inzwischen bin ich mit den Briefen im Jahr 1988 angekommen. Die Menschen in der DDR sind mutiger geworden. Sie drängen immer mehr auf Meinungsfreiheit. Chr. Wolf schreibt immer wieder Briefe an Honecker, um sich für inhaftierte Menschen aus der Friedens- oder Ökobewegung einzusetzen. Sie ist mit den Jahren mutiger geworden. Eine Zeitreise. Und dabei so aktuell. 

Abends stöbere ich in der Kiste, die unter meinem Bett steht. Ich suche ein Foto. Es gehört zu dem Interview, das ich mit dem Holzkünstler Eckehart Ruthenberg gemacht habe. Ich finde alles mögliche. Tarotkarten. Wann habe ich das letzte Mal? Jahre her. Besondere Postkarten. Zeitschriften, die ich für das Schreiben mit der Schere aufbewahrt habe. Da könnte ich doch.

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