war kurz und unerquicklich. Trotz Wärmflasche bin ich nicht warm geworden. Der Buckower Freund hat mich gestern Abend noch überredet, mit ihm zum Kanal zu fahren, wo er unreife Nüsse ernten wollte, damit wir heute Vin de Noix (ich fungiere als Beraterin) ansetzen können. Vorher hatten wir zwei Stunden am Computer verbracht – ich teilweise so wütend, dass ich mal wieder was kaputt machen wollte – um die alten Teile von meinem E-Bike bei Ebay zu verkaufen. Die sind neu so teuer, da kann man selbst mit gebrauchten oder defekten Dingen noch ein kleines Geschäft machen. Und das wäre nicht schlecht, hat der Umbau doch einiges an Geld gekostet. Geld, das ich eigentlich gar nicht habe. Egal. Nach dieser Aktion wäre so eine kleine Radtour jedenfalls genau das Richtige.

Es waren dann tatsächlich nur vier Kilometer, auch die Nüsse konnten geerntet werden, nur habe ich die ganze Zeit gefroren. Und dann noch diese Jungmänner, die uns auf der Brücke in die Lenker greifen wollten. Na, du alter Opa? Na, du alte Oma? Leider fallen mir immer erst später passende Reaktionen ein. Na, du kleiner Scheißer? Fürs nächste Mal.

Irgendwann war mir im Bett dann aber warm, so warm, dass ich endlich einschlafen konnte, aber was hat das gedauert. Zwei Stunden später bin ich wieder aufgewacht, weil mir übel war. Übel und elend. So elend, wie mir nur nachts sein kann. Ich weiß nicht, ob das eine alte Erinnerungsschleife ist, die mich immer wieder einholt, ich weiß nur, dass dieser Schmerz psychisch und körperlich zugleich ist. Vielleicht ein Muster im Gehirn, das nachts aktiviert wird und mich an die Zeit als Säugling erinnert. An diese ersten neun Monate, die ich im Heim war. Ich habe mich in den letzten Wochen ja noch einmal intensiv mit dem Thema Trauma beschäftigt, beschäftigen müssen, und da ist mir eigentlich erst klar geworden, welche Folgen es für ein winziges, im Wachstum befindliches Gehirn hat, wenn es keine Mutter gibt, die ihm hilft, sich selbst zu regulieren. Ein frisch geborener Säugling kann das nicht alleine, da sind die ersten Monate sehr entscheidend. Andererseits kann ich auch dankbar sein, immerhin gibt es etliche Nächte, in denen ich sehr gut schlafe.

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