mit dem Rad waren Strumpfhose und Jacke gerade richtig, im Zug muss ich beides ausziehen. Ich dampfe. Mit den geschlossenen Schuhen bin ich auch nicht glücklich. Aber meine Sandalen haben nach 10 Jahren den Geist aufgegeben. Zeit für ein neues Paar. Auf dem Weg zur Bibliothek komme ich an einem Schuhgeschäft vorbei. Zu klein. Zu groß. Zu eng. Ich probiere bestimmt 15 Paar und wundere mich über die Geduld der Verkäuferin. Dann hat sie Feierabend. Ein Mann übernimmt. Er findet, die Sandalen sähen gut aus. Bequem sind sie. Die bequemsten bisher. Aber weiß? Das geht gar nicht. Sie wären ja nicht weiß. Eher beige. Das ist ja noch schlimmer.

Er zeigt auf die Reihe mit den Schuhen. Ich würde doch gar nicht auffallen. Viele tragen diese Farbe. Um das Auffallen geht es mir nicht. Außerdem: Wer schaut einer alten Frau schon auf die Füße? Mir selbst muss die Farbe gefallen.

Darf ich fragen, wie alt Sie sind? Natürlich dürfen Sie. 70. So alt ist er auch. Ich habe ein Jahr dazu geschummelt. Irgendwie ist die 69, die ich ja genaugenommen erst nächste Woche werde, ein Dorn in meinem Auge. Ich weiß nicht, warum. Aber gut. Die Schuhe sind bequem, ich kaufe sie. Und dann ergibt sich spontan ein sehr nettes Gespräch. Ich bin öfter hier, erzähle ich am Ende. Bibliothek, spielRaum, die Dichterinnen, da komme ich bestimmt mal wieder vorbei. Das würde ihn freuen. Ein paar Meter weiter treffe ich Christine. Chice Schuhe, sagt sie und meint es anscheinend ernst.

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