Mit weit geöffneter Tür sitze ich in dem großen Raum und sehe immer wieder Fußgänger, die neugierig durch die Schaufenster blicken. Ich lächle – wie ich hoffe – einladend. Manche lächeln zumindest zurück, auch eine Hand zum Gruß wird erhoben, aber zu mir herein kommt keiner. Das ist schade, denn die Fotos der Berliner Fotografin Simone Weigelt, die noch bis September hier zu sehen sind, lohnen die Betrachtung. Viele Tattoos an nackten Männeroberkörpern, Berliner Typen eben, aber mir gefallen die Fotos aus der Tanz-Serie am besten. Bewegung auf einem Bild festzuhalten, finde ich schwierig, aber hier scheint es mir gelungen.

Im Herbst möchte ich eine fortlaufende Kreativ-Gruppe anbieten, und wenn jetzt niemand kommt, dann probiere ich ein bisschen mit der Blackout-Technik herum. Die ich bisher noch nicht zum Texten verwendet habe, die mich aber auf Anhieb angesprochen hat, nachdem ich darüber gelesen habe. In einem vorhandenen Text – in einer Zeitung, einem Buch – suche ich nach einzelne Wörtern, die mir besonders gefallen oder die mir ins Auge stechen, alles andere wird geschwärzt. Dafür kann man z. B. Bücher verwenden, die man sonst entsorgen würde. Auf dieses Weise entsteht in Windeseile etwas Neues, viel schneller noch als bei der Ausschneidetechnik. Wer will, könnte sogar das ganze Blatt noch künstlerisch gestalten. Aber das habe ich nicht vor. Mich interessieren die kleinen Texte.

Eines Tages war Herbst. Ich erinnere mich. Auf den Feldern wurden die Farben zu Glas. Sterne umringten uns. Alles verwandelte sich. Das Mysterium kann man nur schweigend erfahren, sagtest du. Noch nie hatte ein Engel zu mir gesprochen.

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