in einem anderen Leben Bäuerin geworden. Natürlich fällt mir da sofort der Ausspruch der kleinen Tochter meiner Freundin ein. Sie war damals sechs und hatte mir gerade Zöpfe geflochten und mein Gesicht mit Schminke bearbeitet. Jetzt bist du schön. Aber eigentlich bist du nur eine harmlose Bäuerin. Von wegen Kindermund tut Wahrheit kund. Egal. Vom Nachbarn weiß ich, dass er sich manchmal um die Kühe kümmert. Als ich ihn vorgestern traf, hatte er gerade mal wieder nach dem Rechten geschaut. Vielleicht würde er sie demnächst umstellen. Kühe denken manchmal, dass sie nicht genug zu fressen haben. Auch wenn das gar nicht stimmt. Beschweren tun sie sich trotzdem. Ich höre das gelegentlich.

Spontan habe ich gefragt, ob ich nicht einmal mitkommen dürfte. Hm. Ja. Warum nicht. Wäre aber sehr unspektakulär. Egal. Ich mag Kühe. Ich freu mich immer, wenn welche bei uns hinter dem Gartenzaun stehen, freu mich, wenn plötzlich ein erstauntes Gesicht über den Brombeeren auftaucht. Du wohnst auch hier?

Kaum war der Hausmann gestern fort – er macht sich mal wieder für Wochen vom Acker – klopfte es. Es wäre so weit mit den Kühen. Wenn ich immer noch wollte? Natürlich wollte ich. Jetzt weiß ich, dass es stimmt. Es ist unspektakulär. Der Weidezaun wird an einer Stelle geschlossen, an anderer geöffnet, und dann laufen die Kühe eigentlich von alleine. Es sei denn, sie sind irritiert. Und das sind sie sehr schnell, wie mir gestern erzählt wurde. Sehr empfindsame Wesen sind das. Da reicht eine unbekannte Person, schon stehen sie. Und bleiben auch stehen. Und das solle ich nicht persönlich nehmen, das hätte nichts mit mir zu tun. Wer mag kann sich vorstellen, in welche Gefühlslage die Tiere geraten, wenn man sie auf einen LKW treibt und zum Schlachten fährt.

Ich habe mich dann hinter einen Heuballen verzogen, während der Nachbar rief und lockte. Irgendwann kamen sie dann. Ich hätte sie gerne alle umarmt und ihnen versichert, dass ich kein Fleisch esse. Was allerdings gelogen wäre. Vielleicht dies: Kein Wiener Schnitzel in diesem Jahr.

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